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Grußwort von Steffi Lemke zum Green Culture Festival

13. Juni 2024

Lesen Sie hier das Gruß­wort der Bun­des­mi­nis­te­rin für Umwelt, Natur­schutz, nuklea­re Sicher­heit und Ver­brau­cher­schutz Stef­fi Lem­ke zur Eröff­nung des ers­ten Green Cul­tu­re Fes­ti­vals 2024:

– Es gilt das gespro­che­ne Wort –

Sehr geehr­ter Herr Gene­ral­di­rek­tor Vogt­herr,
lie­be Clau­dia Roth,
sehr geehr­te Abge­ord­ne­te des Deut­schen Bun­des­tags,
Frau Glo­kow­ski-Mer­ten,
Herr Grundl,
Herr Schnei­der,
sehr geehr­ter Herr Bila­bel,
mei­ne sehr geehr­ten Damen und Her­ren,

es ist ganz wun­der­bar, heu­te Vor­mit­tag im Park von Schloss Sans­sou­ci zu sein. Wer Kul­tur liebt und wer die Natur liebt, der kann die­sen Ort, an dem bei­des ver­eint ist, ein­fach nur toll fin­den. Und es ist auch der per­fek­te Ort für das Green Cul­tu­re Fes­ti­val. Das Fes­ti­val ist eine gute Platt­form, um über die Exis­tenz­be­din­gun­gen von Kul­tur zu dis­ku­tie­ren. Wir müs­sen lei­der fest­stel­len, dass eini­ge die­ser Exis­tenz­be­din­gun­gen gefähr­det sind. Damit mei­ne ich nicht nur die Angrif­fe auf unse­re Demo­kra­tie – auf die Frei­heit der Mei­nun­gen, der Pres­se und auch der Kul­tur – durch Popu­lis­ten und Rechts­extre­mis­ten. Dar­über wird auch zu reden sein. Wir wer­den nicht ver­ges­sen, dass es hier in Pots­dam gewe­sen ist, wo Aus­bür­ge­rungs­fan­ta­sien ent­wi­ckelt und ver­brei­tet wor­den sind.

Als Umwelt­mi­nis­te­rin besorgt mich auch der Zustand der Bäu­me hier im Park von Sans­sou­ci, aber nicht nur hier. Die Pro­ble­me ste­hen reprä­sen­ta­tiv für die Parks und Wäl­der in ganz Deutsch­land. Der aktu­el­le Wald­zu­stands­be­richt ver­zeich­net, dass nur noch jeder fünf­te Baum in Deutsch­land gesund ist. Vor allem die älte­ren und alten Bäu­me lei­den stark unter immer län­ge­ren Dür­re­pe­ri­oden und den damit ver­bun­de­nen Fol­gen. Ver­stär­kend kommt der Bor­ken­kä­fer­be­fall hin­zu.

Der Befund ist so ein­deu­tig wie dra­ma­tisch: Wir befin­den uns mit­ten in einem neu­en Wald- und Baum­ster­ben, das beson­ders die alten Wald­be­stän­de ver­nich­tet. Die­se Ver­lus­te sind auf kei­nen Fall kurz­fris­tig heil­bar, und wenn über­haupt, dann nur auf einer sehr lan­gen Stre­cke.

Hier in Sans­sou­ci sind mehr als 80 Pro­zent der Bäu­me durch die Dür­re und Hit­ze der letz­ten Jah­re geschä­digt oder ster­ben ab. Es ist aber gera­de der Alt­baum­be­stand, der die enor­me Bedeu­tung in den his­to­ri­schen Gär­ten aus­macht: Als Teil der Gar­ten­kunst, der Land­schafts­pfle­ge und Archi­tek­tur und als Refu­gi­um der Arten­viel­falt.

Das wach­sen­de öko­lo­gi­sche und kul­tu­rel­le Scha­dens­bild zeigt die unbe­ding­te Not­wen­dig­keit, die Kli­ma­kri­se zu stop­pen. Es hängt eben alles ande­re dar­an, auch die Kul­tur­gü­ter.

Als Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um haben wir zwei gro­ße Vor­ha­ben ange­sto­ßen, die hier hel­fen kön­nen:

  • die Kli­ma­an­pas­sungs­stra­te­gie des Bun­des

  • und das Akti­ons­pro­gramm Natür­li­cher Kli­ma­schutz (ANK).

Das Kli­ma­an­pas­sungs­ge­setz ist der Rah­men für die sys­te­ma­ti­sche Vor­sor­ge. Ende 2024 folgt dann eine neue Kli­ma­an­pas­sungs­stra­te­gie. Auf 16 Hand­lungs­fel­dern wer­den der Steue­rungs­be­darf defi­niert und die Fort­schrit­te bewer­tet.

Eines der Zie­le der neu­en Kli­ma­an­pas­sungs­stra­te­gie wird der Schutz der 60 deut­schen Welt­erbe­stät­ten sein. Gemein­sam mit:

  • dem Bun­des­bau­mi­nis­te­ri­um – Minis­te­rin Gey­witz war ges­tern bereits hier,

  • der Deut­schen UNESCO Kom­mis­si­on

  • und Clau­dia Roth als der Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medi­en

ent­wi­ckeln wir Daten- und Ent­schei­dungs­grund­la­gen, die es den Ver­ant­wort­li­chen vor Ort erleich­tern sol­len, die jewei­li­gen Risi­ken zu bewer­ten und zu bewäl­ti­gen. Unse­re Her­aus­for­de­rung ist dabei, die vie­len Akti­vi­tä­ten und punk­tu­el­len For­schungs­pro­jek­te zu bün­deln und dau­er­haft abzu­si­chern.

Ein wich­ti­ger ers­ter Schritt ist die Scha­dens­be­wer­tung. So liegt jetzt neben den jähr­li­chen Wald­zu­stands­be­rich­ten erst­mals ein Park­scha­dens­be­richt vor, den die Deut­sche Bun­des­stif­tung Umwelt finan­ziert hat. Die­ser zeigt einen hohen Schä­di­gungs­grad von bis zu 100 Pro­zent der alten Bäu­me in his­to­ri­schen Anla­gen auf, so etwa in Ber­lin, Eisen­ach und Kas­sel.

Ich selbst kom­me aus Des­sau und weiß, dass auch im Wör­lit­zer Gar­ten­reich der Baum­be­stand durch Dür­re und Grund­was­ser­ab­sen­kung mas­siv bedroht ist. Nur weni­ge Gär­ten und Parks haben die­se Pro­ble­me nicht oder nur in gerin­ge­rem Aus­maß.

Die Erhe­bung belegt, dass his­to­ri­sche Parks und Gär­ten eigent­lich Hot­spots der Bio­di­ver­si­tät sind. Sie ent­hält Emp­feh­lun­gen, wel­che Baum­ar­ten mit Hit­ze und Tro­cken­heit am bes­ten zurecht­kom­men. Die Kli­ma­kri­se hat die His­to­ri­schen Gär­ten zu “Real­la­bo­ren” gemacht. Hier kön­nen wir die Fol­gen aus­wer­ten und viel für die Stadt­be­grü­nung und den not­wen­di­gen Umbau unse­rer Wäl­der ler­nen.

Wir brau­chen die Natur als Ver­bün­de­te. Das gilt für die His­to­ri­schen Parks genau­so wie für die Wäl­der. Des­halb hat das Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um das Akti­ons­pro­gramm Natür­li­cher Kli­ma­schutz ins Leben geru­fen – das größ­te För­der­pro­gramm, das es in die­sem Bereich jemals gab. Wir wol­len damit der Natur hel­fen, damit sie uns hel­fen kann. Nur gesun­de Wäl­der, Auen, Moo­re und Grün­flä­chen in der Stadt kön­nen Regen­was­ser und Koh­len­di­oxid spei­chern, der Arten­viel­falt ein Zuhau­se geben und die Fol­gen der Kli­ma­kri­se abmil­dern.

Wir alle sind heu­te auf Kli­ma­schutz und Kli­ma­an­pas­sung ele­men­tar ange­wie­sen. Auch die Kul­tur und die Kul­tur­er­be­stät­ten. Das Green Cul­tu­re Fes­ti­val kann ein wich­ti­ger Impuls sein, um unser grü­nes Kul­tur­er­be zu erhal­ten. Es ist groß­ar­tig, dass Sie sich dem The­ma Kli­ma­an­pas­sung auf solch krea­ti­ve und gestal­te­ri­sche Art wid­men und damit ganz neue Per­spek­ti­ven eröff­nen. Dafür möch­te ich den Ver­an­stal­tern und Ihnen allen dan­ken und wün­sche eine gute Zeit an die­sem wun­der­vol­len Ort!

Quel­le: https://www.bmuv.de/rede/grusswort-von-steffi-lemke-zum-green-culture-festival

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